Sie sind die Vertreter Argentiniens bei der Konferenz von Évian. Erstellen Sie anhand der folgenden Informationen eine Rede und tragen diese vor. Überlegen Sie, welche der folgenden Argumente im Rahmen der Rede öffentlich gemacht werden können und welche besser verborgen bleiben sollten.
Einwohnerzahl Argentiniens 1938: etwa 13,5 Millionen, darunter ca. 270.000 Juden.
Argentinien litt zu Beginn der 1930er Jahre unter einer hohen Arbeitslosigkeit und einer schweren Wirtschaftskrise. Bis 1938 verbesserte sich jedoch die wirtschaftliche Lage in Argentinien deutlich, und das Land hat die Krise weitgehend überwunden.
Im Laufe seiner Geschichte war Argentinien ein Einwanderungsland. Doch 1932 begann Argentinien, seine Tore für die Einwanderung zu schließen und führte neue restriktive Einwanderungsbestimmungen ein. Die neuen Regelungen gestatten vor allem solchen Einwanderern die Einreise, die Landwirte sind (und in landwirtschaftliche Siedlungen geschickt werden können) oder nächste Angehörige argentinischer Staatsbürger. (Die meisten jüdischen Flüchtlinge sind weder Landwirte noch hatten sie solche Verwandten.)
Infolge des spanischen Bürgerkriegs (Beginn 1936) befürchtete die argentinische Regierung, Befürworter des Kommunismus könnten bestrebt sein, nach Argentinien auszuwandern. Viele glauben noch immer, dass die Juden mit dem Kommunismus verbunden sind.
Zum Zeitpunkt der Konferenz von Évian sind noch restriktivere Zuwanderungsregelungen in Vorbereitung. Diese Bestimmungen erlauben – nach sorgfältiger Prüfung – nur solchen Einwanderern die Einreise, die nachweisen können, dass sie sich in Argentinien sozial und wirtschaftlich gut integrieren können (und keine Flüchtlinge sind, die ihr Leben retten wollen).
Die restriktive Einwanderungspolitik wurde von argentinischen Nationalisten und einem großen Teil der argentinischen katholischen Kirche beeinflusst, die in Argentinien gesellschaftliche und politische Relevanz besitzt. Sie betrachten jüdische Bürger und Immigranten als „Fremdkörper“ in der argentinischen Gesellschaft, die sie im Hinblick auf das kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Leben als lateinamerikanisch und katholisch erachten.
Gleichzeitig gibt es einige Kritik an der restriktiven Einwanderungspolitik durch liberale argentinische Politiker und Journalisten, die dazu aufrufen, den Flüchtlingen zu helfen.
Argentinien ist sehr besorgt, dass westliche Mächte (wie das Vereinigte Königreich und die USA) Druck ausüben könnten, damit das Land jüdische Flüchtlinge aufnimmt, die es nicht will.
Dennis R. Laffer, The Jewish Trail of Tears: The Evian Conference of 1938, University of South Florida, 2011.
Argentinien: historische demografische Daten des gesamten Landes
http://www.populstat.info/Americas/argentic.htm
Verbatim Record of the Plenary Meetings of the Committee. Resolutions and Reports – Proceedings of the Intergovernmental Committee, Evian, 6. bis 15. Juli 1938, Leo Baeck Institute New York: Robert Weltsch Collection, 1770-1997, AR 7185 / MF
Hiam Avni, Mi-bitul Ha-inkvizitsya Ve-ad Hok Ha-shevut: Toledot Ha-hagira Ha-yehudit le-argentina [Von der Abschaffung der Inquisition zum „Recht auf Rückkehr“: Geschichte der jüdischen Einwanderung nach Argentinien]), Jerusalem: Magnes Press, 1982.
Graciela Ben Dror, Veidat Evian: “Ha-itonut Ha-katolit Ha-argentinit Ve-Itzuv Da’at Ha-khal” (The Argentinian Catholic Press and the Shaping of Public Opinion). In Bejarano, Margalin et al., eds.: Yahadut America Halatinit: Kovetz Ma’amarin Lichvod Haim Avni [Lateinamerikanisches Judentum: Essays zu Ehren von Haim Avni], Jerusalem: Ha-machon Le-yahadut Zemanenu and Amilat – Agudat Mechkar Yahadut Latino-America, 2001, S. 127-140.