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Arbeitsblatt - Informationen zur Konferenz

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Juden in Deutschland mit den Vertretern der anderen Glaubensrichtungen gleichberechtigt. Obwohl es ein gewisses Maß an gesellschaftlichem Antisemitismus gab, integrierten sich die deutschen Juden gut in die deutsche Gesellschaft. Sie leisteten einen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Beitrag dazu und fühlten sich in Deutschland weitgehend zu Hause.

Diese Situation änderte sich drastisch, als die Nazis 1933 an die Macht kamen und begannen, ihre harte antisemitische Politik umzusetzen. Das Ziel der Nazis bestand (vor dem Zweiten Weltkrieg) darin, die Juden zu isolieren und zu verfolgen, um sie zum Verlassen Deutschlands zu bewegen. Durch die Nürnberger Gesetze verloren die Juden 1935 ihre juristischen und staatsbürgerlichen Rechte. Bereits 1933 wurden Juden aus Sport- und Kulturvereinen vertrieben. Der Zutritt zu öffentlichen Einrichtungen wurde ihnen untersagt. Sie verloren nach und nach ihre Arbeit und ihr Eigentum – bis hin zu Beschlagnahmungen und einem Beschäftigungsverbot. Die nationalsozialistische Regierung veröffentlichte und verbreitete fortwährend antisemitische Propaganda, und gewalttätige Angriffe auf Juden nahmen zu. Im März 1938 annektierte Nazi-Deutschland Österreich, und die etwa 180.000 bis 200.000 Juden, die dort lebten, gerieten unter nationalsozialistische Herrschaft und wurden verfolgt.

Nach den antisemitischen Maßnahmen und Belästigungen der Nazis waren die Juden bestrebt, Deutschland und Österreich zu verlassen. Die meisten Länder verfolgten jedoch eine sehr strenge Einwanderungspolitik und waren nicht bereit, Flüchtlinge in großer Zahl aufzunehmen, zumal viele Juden infolge der nationalsozialistischen Politik verarmt waren. Bis Ende 1937 waren zwar bereits 130.000 Juden entkommen, doch in Deutschland harrten noch rund 400.000 Juden aus.[1]

Das Problem der jüdischen Flüchtlinge eskalierte, und insbesondere auf die USA wurde Druck ausgeübt, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. In dieser Situation initiierte der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt eine internationale Konferenz, um Wege zur Lösung des Problems der jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich zu erörtern.

Die Konferenz von Évian wurde am 6. Juli 1938 in der kleinen französischen Stadt Évian-les-Bains eröffnet. In den Medien wurde ausführlich darüber berichtet. An der Konferenz nahmen Vertreter von 32 Ländern aus Westeuropa, Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland teil. Es sei darauf hingewiesen, dass den teilnehmenden Ländern im Voraus mitgeteilt wurde, sie würden nicht gezwungen sein, ihre bestehende Einwanderungspolitik zu ändern.

 

[1] Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Band 2 Deutsches Reich 1938 – August 1939, Oldenbourg Wissenschaftsverlag München 2009

 

Beschreibung der Atmosphäre in Evian

„Von der grünen Glaskuppel der Spielbank wehte die Trikolore ungeduldige Spieler drängten sich schon zu dieser nachmittäglichen Stunde auf der breiten Freitreppe vor den kleinen Cafés saßen braungebrannte Menschen bei milchig-grünen Aperitifs über die Promenaden am See bewegten sich langsam, wie unter der Zeitlupe, alte Männer und Frauen. Der Geruch des Seewassers vermengte sich mit dem leisen, aber konstanten Geruch von Schwefel und Schokolade, diesem Duftduett der alten Heilbäder Architektur und Gartenanlagen erinnerten an den Beginn des neuen Jahrhunderts – der Professor aber fragte sich, warum man just dieses Gewächshaus der Vergangenheit gewählt hatte, um darin die Schrecken der Gegenwart zu verhandeln.“

Hans Habe: Die Mission, London 1966. Habe, Korrespondent beim Prager Tageblatt, war einer von mehr als 200 von der Konferenz berichtetenden Journalisten. Sein Buch „Drei über die Grenze“ gilt als erster Roman über Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus.

Videoclip von der Konferenz

Das United States Holocaust Memorial stellt einen kurzen Videoclip von der Konferenz zur Verfügung.

Materialien zum Download