Jede Gruppe erhält im Folgenden eine kurze Einführung in die Situation der Juden, die diese Rettungsaktion notwendig machte, sowie eine Liste mit Aspekten, die für die Diskussion hilfreich sein könnten. Bitte lesen Sie anschließend die Zeitzeugenaussagen in kleinen Gruppen.
Unmittelbar bevor die Nazis an die Macht kamen, lebten etwa eine halbe Million Juden in Deutschland. Sie hatten dieselben Rechte und empfanden sich als Teil der deutschen Gesellschaft.
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP und die in den 1930er Jahren erfolgten antijüdischen Maßnahmen wandelte sich die Lage der deutschen Juden grundlegend. Das galt auch für die jüdischen Kinder: In den Schulen war die Anzahl der jüdischen Schüler auf 1,5 % der Gesamtschülerzahl begrenzt. In den Klassenzimmern saßen sie getrennt von den nicht-jüdischen Schülern. Die Teilnahme an Sportveranstaltungen war jüdischen Schülern untersagt, und sie waren seelischen Misshandlungen durch ihre Klassenkameraden und Lehrer ausgesetzt.
Im Jahr 1938 annektierte Nazi-Deutschland Österreich und eroberte die Tschechoslowakei. Die jüdischen Bürger dieser Staaten waren damit der Unterdrückung durch die Nazis ausgesetzt.
Die körperliche Schädigung von Juden erreichte seinerzeit ihren Höhepunkt während der Novemberpogrome im Jahr 1938 (der sogenannten „Kristallnacht“): Bei Angriffen auf deutsche und österreichische Juden wurden Synagogen und Geschäftsräume von Juden in Brand gesetzt, Dutzende Juden wurden ermordet, und Zehntausende wurden verhaftet.
Nach den Novemberpogromen verstärkten verzweifelte Juden ihre Bemühungen, wenigstens ihre Kinder aus Deutschland hinauszuschaffen. Tatsächlich waren die Tore vieler Länder für jüdische Flüchtlinge verschlossen. Nachdem aber Meldungen über die Pogrome die Weltpresse erreichten, willigte die britische Regierung in die Aufnahme mehrerer Tausend jüdischer Kinderflüchtlinge ein.
Flüchtlingshilfswerke kümmerten sich um alle organisatorischen und finanziellen Aspekte der Reisevorbereitungen, um die Überführung der Kinder nach Großbritannien und ihre Aufnahme in britische Einrichtungen und Privathäuser. Für alle Kinder musste „gebürgt“ werden. Das bedeutete, dass jemand garantieren musste, dass die finanzielle Unterstützung für das Kind nicht zulasten der britischen Regierung ging.
Die Kinder reisten aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei an. Die meisten von ihnen fuhren per Zug in die Niederlande und von dort aus mit Fähren nach England. Einige Kinder wurden direkt zu (jüdischen und nicht-jüdischen) Pflegefamilien geschickt, andere in ein Aufnahmelager, bis geeignete Vereinbarungen für sie getroffen wurden. Manche von ihnen wurden später in Internate geschickt.
Während der Rettungsbemühungen, die vom Dezember 1938 bis zum Kriegsbeginn im September 1939 dauerten, trafen etwa 10.000 Kinderflüchtlinge in Großbritannien ein. Etwa 80 % von ihnen waren jüdisch. Die überwiegende Mehrzahl ihrer in Deutschland bleibenden Verwandten sind im Holocaust umgekommen.
Die folgenden Schlüsselwörter könnten Ihnen bei der Erörterung der Zeitzeugenaussagen helfen. In welchen Aspekten gleichen sich diese? Worin unterscheiden sie sich?
Abschied auf dem Bahnsteig
Sprache / Kultur
Aufnahmegesellschaft
positive Erfahrung
negative Erfahrung
Gefühle / Weltsicht
Enttäuschung / Dankbarkeit
die Reise
Reflexionen über Identität
Bezugnahme auf das Leben vor dem Kindertransport
Leben nach dem Krieg / Schicksal der Eltern
Hoffnungen und Träume für die Zukunft
Überlebensschuld-Syndrom